Unsere Hunde stammen vom Wolf ab. In ihrem Verhalten merken wir schnell das der Großteil unserer Haushunde nicht mehr so viel Ähnlichkeit mit ihm hat, aber was ist mit der Ernährung? Müssen wir unsere Hunde so wölfisch wie möglich ernähren, oder gibt es hier bedingt durch die lange Domestizierung auch Unterschiede? Wie schaut es aus mit Veggie-Tagen beim Hund?
Hier findest du vegetarisches Futter.
Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Inhaltsverzeichnis
- Vergleich der DNA von Hunden und Wölfen
- Zeitpunkt der Genmutation bei der Stärkeverdauung
- Die Verdaulichkeit von Verschiedenen Futterbestandteilen
- Ernährungsphysiologische Anforderungen Unabhängig von der Fütterungsart
- Fazit aus den Studien zur Pflanzlichen Ernährung bei Hunden
- Die Akzeptanz Vegetarischer Ernährung bei Hunden
- FAQ
- Quellen
Vergleich der DNA von Hunden und Wölfen
Der Evolutionsgenetiker Erik Axelsson und seine Kollegen1 von der Universität Uppsala in Schweden vergleichen in ihrer Studie, die 2013 veröffentlicht wurde, die DNA von Hunden und Wölfen. Ziel war es, herauszufinden, wie sich die Gene im Laufe der Domestizierung des Hundes, an der Seite der Menschen, verändert haben. Hierzu sequenzierten sie die DNA von 12 Wölfen aus der ganzen Welt und von 60 Hunden (14 verschiedene Rassen). Die Forscher entdeckten 36 DNA-Regionen mit insgesamt 122 Genen, die sich von der DNA der Wölfe unterscheiden und die möglicherweise zur Evolution des Hundes beigetragen haben. Zehn dieser Regionen sind für Verdauung von Stärke verantwortlich.
Durch das Verdauungsenzym Amylase wird im Darm der Abbau von Stärke gestartet. Im Vergleich zum Wolf, der nur zwei Kopien eines Gens zur Herstellung von Amylase besitzt, haben Hunde zwischen vier und 30 Kopien dieses Gens. Mehr Kopien eines Gens bedeuten eine gesteigerte Produktion von Amylase, weshalb diese spezifische genetische Mutation es dem Hund ermöglicht, die Stärke in pflanzlichen Nahrungsmitteln weitaus effizienter zu verdauen und zu verstoffwechseln als Wölfe.
Zeitpunkt der Genmutation bei der Stärkeverdauung
Die Paläogenetikerin Morgane Ollivier hat in ihrer Studie in Zusammenarbeit mit Axelsson und anderen Wissenschaftlern2 herausgefunden, dass die Erhöhung der Kopien-Anzahl des Stärkegens AMY2B bereits vor 7.000 Jahren stattgefunden hat.Hierzu wurde die alte DNA aus Knochen und Zähnen von 13 Wolfs- und Hundeexemplaren extrahiert, die in archäologischen Stätten in Eurasien gefunden wurden. Diese Erweiterung der Stärkegene spiegelt laut der Wissenschaftlerin eine lokale Anpassung an die frühe landwirtschaftliche Gesellschaft wider. Durch diese Anpassung konnte der Hund Vorteile im Zusammenleben mit dem Menschen ziehen, da er in der Lage war -und auch heute noch ist- stärkehaltige Kost besser zu verwerten.
Die Verdaulichkeit von Verschiedenen Futterbestandteilen
Neben den Studien von Axelsson und Ollivier, die sich vor allem mit der Genetik hinter der Stärkeverdauung bei Hunden befassten, wurden in den Studien von Murray, Carciofi und Cargo-Froom einzelne Futterbestandteile in Bezug auf die Verdaulichkeit untersucht.
In der Studie von 1999 untersuchten Murray und seine Kollegen3 die Verdaulichkeit von Mais, Gerste, Kartoffeln, Reis, Hirse und Weizen bei Hunden. Hierzu wurde in einem Experiment sechs verschiedene Diäten mit je einer dieser Hauptkohlenhydratquellen gefüttert. Sie fanden heraus, dass die Verdaulichkeit der Stärkekomponente in jeder dieser Diäten bei mehr als 99% lag. Dies lässt darauf schließen, dass die Stärke von den Hunden fast vollständig verdaut werden konnte. Eine nachfolgende Studie von Carciofi4 im Jahr 2008 weist ähnliche Ergebnisse für Reis, Mais, Hirse, Maniok, Brauerreis, Erbsen und Linsen auf. Die Studie bestätigte, dass die Stärkeverdaulichkeit mehr als 98% beträgt.
Die Studie von Cargo-Froom5 (2017) bezieht sich zwar nicht auf die Stärkeverdauung bei Hunden, allerdings gibt auch diese Studie Anhaltspunkte zur Verdaulichkeit pflanzlicher Futtermittel. Hierbei wurde die Verdaulichkeit von Mineralien bei Hunden mit fleischbasierter Ernährung mit Hunden bei pflanzlicher Ernährung verglichen. Cargo-Froom kam zu dem Ergebnis, dass die Verdaulichkeit endogener Mineralien wie Phosphor, Magnesium, Zink und Mangan bei Hunden, die größtenteils auf pflanzlicher Basis gefüttert wurden, ähnlich oder höher ist als bei Hunden, die ein Futter auf tierischer Basis erhielten. Zum Vergleich: Bei Fleisch und Fleischkomponenten, die hauptsächlich aus den Inhaltsstoffen Fett und Eiweiß bestehen, liegt die Verdaulichkeit auch nur bei ca. 98% (Zentek, 20166).
Ernährungsphysiologische Anforderungen Unabhängig von der Fütterungsart
Unabhängig von der Art der Fütterung ob mit Fleischanteil, vegetarisch oder vegan gilt. Ein ernährungsphysiologisch vollständiges und ausgewogenes Futter gewährleistet die adäquate Aufnahme an Fetten, Kohlenhydraten, Eiweiß, Mineralstoffen (Mengen- sowie Spurenelemente) und Vitaminen, um so die Gesundheit und Langlebigkeit des Hundes sicherzustellen.
Fazit aus den Studien zur Pflanzlichen Ernährung bei Hunden
Was können wir für ein Fazit aus den Studien ziehen? Grundsätzlich kann der Hund pflanzliche Ernährung nicht nur verdauen, sondern auch verarbeiten und damit seinen Energiebedarf decken. Bei einem vollwertigen und ausgewogenen Futter kann er ident zur Fleischvariante ernährt werden. Ob eine rein vegetarische Ernährung ähnliche Vorteile (z.B. ein vermindertes Darmkrebsrisiko) wie bei uns Menschen bietet, ist derzeit nicht nachhaltig genug belegt. Nachteile wie Minderversorgung gibt es allerdings auch nicht, dafür können Futtermittelallergien nachhaltig verbessert werden.
Hier findest du vegetarisches Futter.
Die Akzeptanz Vegetarischer Ernährung bei Hunden
Was hält uns dann davon ab unsere Hunde rein vegetarisch zu ernähren? Grundsätzlich nichts, aber es gibt viele Hunde deren Akzeptanz der rein vegetarischen Ernährung gegenüber nicht sehr hoch ist. Vor allem dauerhaft mögen einige Hunde die rein vegetarische Ernährung nicht.
Warum dann trotzdem versuchen?
Vegetarische Ernährung, egal ob Mensch oder Hund schont Ressourcen und unsere Umwelt. Das ist den meisten von uns bewusst und hier soll auf niemanden mit dem Finger gezeigt werden. Das ist eine ganz persönliche Entscheidung die jeder für sich selbst trifft. Die Frage ist, wenn ich meinem Hund und der Umwelt mit Veggie-Tagen etwas Gutes tun kann, warum dann nicht? Probiert es einfach aus! Je mehr wenigstens ein paar Tage im Monat mitmachen, verändern wir als Ganzes schon viel!
Text: Tierärztin Manuela
Wie wäre es damit, unser vegetarisches Futter selbst auszuprobieren? Du könntest es alternativ auch mit unseren Reinfleischdosen kombinieren. Die Wahl liegt bei dir!
FAQ
1. Können Hunde pflanzliche Nahrung effizient verdauen?
Ja, Hunde haben sich genetisch angepasst, um Stärke in pflanzlichen Lebensmitteln effizienter zu verdauen als Wölfe. Sie haben mehr Kopien des Gens, das für die Produktion des Verdauungsenzyms Amylase verantwortlich ist.
2. Ist eine vegetarische oder vegane Ernährung für Hunde gesund?
Ja, solange das Futter ernährungsphysiologisch vollständig und ausgewogen ist, kann es die notwendige Aufnahme an Nährstoffen sicherstellen, um die Gesundheit und Langlebigkeit des Hundes zu gewährleisten.
3. Warum mögen einige Hunde vegetarische oder vegane Nahrung nicht?
Das Geschmacksprofil vegetarischer oder veganer Nahrung kann für einige Hunde weniger ansprechend sein, was ihre Akzeptanz beeinflussen kann.
4. Welche Umweltvorteile hat eine vegetarische oder vegane Ernährung für Hunde?
Vegetarische oder vegane Ernährung kann ressourcenschonender sein und einen geringeren ökologischen Fußabdruck haben. Die ist ähnlich, wie bei der vegetarischen oder veganen Ernährung von Menschen.
5. Wie kann ich sicherstellen, dass mein Hund bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung alle benötigten Nährstoffe erhält?
Es ist wichtig, ein ernährungsphysiologisch vollständiges und ausgewogenes Futter zu wählen. Dieses Futter sollte alle notwendigen Fette, Kohlenhydrate, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine enthalten.
Quellen
1. Axelsson et al. (2013): The genomic signature of domestication reveals adaption to a starch-rich diet
2. Ollivier et al. (2016): AMY2B copy number variation reveals starch diet adaptions in acient European dogs
3. Murray et al. (1999): Evaluation of selected high-starch flours as ingredients in canine diets
4. Carciofi et al. (2008): Effects of six carbohydrate sources on dog diet digestibility and post-prandial glucose and insulin response
5. Cargo-Froom et al. (2019): Apparent and true digestibility of macro and micro nutrients in adult maintenance dog foods containing either a majority of animal or vegetable proteins
6. Zentek (2016): Ernährung des Hundes