Autor: Benzino | Instagram: benzino2go Website: living-unsettled

Nach unseren großartigen Outdoor-Erlebnissen mit Boggy in Rumänien war uns klar, dass wir wieder in den wilden, wilden Osten reisen wollten. Dieses Mal hatten wir einen neuen vierbeinigen Reisekumpel an Bord: Willkommen Pepe, unser Englischer Setter.


Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

Planung

Um das Erlebnis für Mensch und Hund angenehm zu gestalten, mussten wir zwei Dinge bedenken: 

  1. Pepe würde einen Platz zum Schlafen brauchen, also bestellten wir eine Hundebox und gewöhnten ihn zu Hause mit vielen leckeren Snacks daran. Das war keine große Sache, denn er liebt bereits seine Autobox und kuschelt sich im Allgemeinen gerne in überdachte Räume. 
  2. Wir würden in einem Auto ohne Klimaanlage reisen und wollten ihn nicht zu sehr der Hitze aussetzen. Außerdem wollten wir Pepes Begeisterung für Autofahrten nicht überstrapazieren und wollten daher kürzere Tagesstrecken als sonst einplanen.

Der Plan war, Richtung Südosten bis nach Albanien zu fahren, aber wir merkten schnell, dass wir in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, nicht so weit kommen würden. Außerdem würde es unterwegs die eine oder andere Panne geben, wie wir bald erfahren sollten.

Wie immer sind wir ohne weitere Planung losgefahren und haben auf unser Bauchgefühl und die Camping App Park4Night vertraut, um schöne Schlafplätze zu finden.

Unsere Reise

Nach einer 5-stündigen Fahrt – inklusive einer hundefreundlichen Raststätte bei McDonald’s – kamen wir auf einem Campingplatz in der Nähe des Bleder Sees an. Der Besitzer hat einen riesigen eingezäunten Trainingsplatz für seine beiden Schäferhunde und auch Gasthunde sind erlaubt! Früh am nächsten Morgen wanderten wir auf einen Hügel mit dem berühmten Blick auf den Bleder See – wir waren ganz allein, die Massen kamen uns erst auf dem Rückweg entgegen. Danach war es Zeit für ein klassisches Parkplatzfrühstück und anschließend ging es los zum nächsten Zwischenziel: Kroatien. 

Für die meisten Länder in der Europäischen Union benötigt man eine Art Plakette für die Maut – und es war nicht immer einfach herauszufinden, unter welche Kategorie Boggy fällt. Für Kroatien schien die relevante Information die Höhe der Motorhaube zu sein, und da wir keine Ahnung hatten, fanden die Verkäuferin und Katharina dies mit Hilfe eines Zollstocks heraus.

In der Gegend, in der wir übernachten wollten, wurden heftige Gewitter erwartet, sodass wir beschlossen, uns ein Zimmer für die Nacht zu nehmen. Dem Gästehaus war ein Restaurant angegliedert, in dem es sehr große Gläser Wein und ein mit frischem Gemüse aus dem Garten zubereitetes Abendessen gab. 

Am nächsten Tag erreichten wir schließlich Serbien. An einem kleinen See, dem Ljeskove Node, hielten wir zum Frühstück an, machten eine kurze Wanderung und kühlten uns ab, bevor wir weiterfuhren. 

Nächster Tag, gleiches Prozedere: Es war ziemlich heiß, also frühstückten wir irgendwo am Ufer der Drina, welcher die Grenze zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina bildet. Benzino wurde übermütig und versuchte über die Grenze zu schwimmen, allerdings hielt ihn die starke Strömung auf. 

Pepe hatte sich inzwischen voll und ganz an die neue Art des Reisens gewöhnt und erkundete aufgeregt jede neue Gegend. 

Als wir ganz allein am Flussufer saßen und die Natur genossen, wurde uns klar, dass es genau das ist, was wir am Reisen mit dem Defender lieben: das Erkunden auf eigene Faust und das Entdecken schöner Orte ganz ohne Planung.

Weiter ging es Richtung Tara-Nationalpark und nach einem ziemlich heißen Tag im Auto fanden wir einen kleinen Campingplatz unter Birnbäumen – die zur Herstellung von Schnaps gepflanzt worden waren, wie wir noch früh genug vom Besitzer erfahren sollten.

Im Tara-Nationalpark unternahmen wir eine anstrengende 12-km-Wanderung mit wunderschönen Aussichten, und Pepe war ziemlich froh, dass wir seinen Power Shot mitgenommen hatten – sehr verdient!

Als nächstes stand die Uvac-Schlucht auf dem Programm. Wir fanden einen tollen Übernachtungsplatz über die App iOverlander und freuten uns auf einen einzigartigen Sundowner auf dem Dach von Boggy. Leider erlaubte uns der Besitzer des Feldes nicht, dort zu übernachten, und so landeten wir auf dem nächstbesten Platz, den wir fanden, tief im Tal direkt am Fluss. 

Am nächsten Morgen konnten wir Uvac Canyon von der Liste streichen: sehr abgelegen mit einer beeindruckenden Population von Geiern, die an den Klippen entlang fliegen und sich gegenseitig ankreischen (Pepe war fasziniert und wir mussten aufpassen, dass er sich nicht aus Versehen in die Tiefe stürzte). Benzino wurde wieder ganz melancholisch, als er auf dem Rand des Canyons saß und zu sich selbst sagte: “Das ist vielleicht die schönste Natur, die ich je gesehen habe”. Passiert ungefähr ein Mal pro Reise.

Nach sehr heißen Tagen mit Temperaturen von fast 40 Grad waren wir zwei Tage später wieder in Zabljak, wo wir vor vier Jahren schonmal waren. Hoch oben in den montenegrinischen Bergen war das Wetter kalt, windig und regnerisch. Genau die richtigen Bedingungen für unseren zweiten Versuch, den Bobotov Kuk zu besteigen, was uns beim letzten Mal im April aufgrund von Schnee und Eis nicht gelungen war. Wir hatten einen guten Start und sogar einige sonnige Abschnitte, aber das Wetter änderte sich schnell, und kurz vor dem Gipfel steckten wir in einer dicken Wolke fest, die uns zur Umkehr zwang – schon wieder! Nun ja, wir kommen wohl ein drittes Mal! Pepe zeigte dennoch seine beeindruckenden Kletterkünste, die manchmal eher an eine Bergziege als an einen Hund erinnerten. Zudem zog er seine geschwächten Halter dank des perfekt sitzenden Sleddog Zuggeschirrs nach Hause.

Nach der Einsamkeit in der Natur sind wir immer froh, wenn wir in eine Stadt zurückkehren und Menschen beobachten können. Diesmal in Mostar, Bosnien-Herzegowina. Um ehrlich zu sein, war dieser Stopp nicht wirklich geplant. Bei einer kurzen Fahrt zum Einkaufen erlitt Boggy einen kleinen Schwächeanfall und wir genossen einmal mehr eine Fahrt in einem Abschleppwagen in einem fremden Land. Nach einigen stressigen Recherchen fanden wir ein AirBnB im Zentrum von Mostar. Dabei erfuhren wir, dass der Besitzer auch das einzige vegane/vegetarische Restaurant in Mostar besaß (das er nur eröffnet hatte, um seine vegane Freundin zu beeindrucken ❤️). Wir müssen ziemlich erschöpft ausgesehen haben, denn er lud uns zu einem kostenlosen Abendessen zum Mitnehmen ein!

Planänderungen sind für uns keine große Sache (da es im Grunde keine wirklichen Pläne gibt), also erkundeten wir Mostar, erfuhren etwas über den grausamen Jugoslawienkrieg und lernten die bosnische Kaffeezeremonie kennen. 

Nachdem Boggy repariert worden war, erwartete uns der nächste, viel unangenehmere Zwischenfall: ein bosnischer Magen-Darm-Virus. Ich erspare euch die Details und sage nur so viel: Wir mussten uns eine andere Unterkunft suchen, da wir nicht reisen konnten. Es war ein hübsches Apartment direkt am Konjic-See, wo Pepe unseren schwachen Zustand für eine Entenjagd quer durch den See ausnutzte. 

 Als wir uns wieder einigermaßen lebendig fühlten, buchten wir eine Führung in Titos berüchtigtem unterirdischen Bunker, der eigentlich nie benutzt worden war. Die Geschichte Bosnien-Herzegowinas ist immer noch allgegenwärtig, nicht zuletzt in Form von Einschusslöchern in Gebäuden. Beim Betrachten von Fotos wurde uns klar, dass die Menschen in unserem Alter während eines brutalen Bürgerkriegs aufgewachsen sind, in dem viele Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden. Wir erfuhren viel über dieses dunkle Kapitel und den immer noch andauernden Konflikt zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen. 

Nach Boggys Zusammenbruch, gefolgt von unserem eigenen, beschlossen wir, dass wir bereit waren, wieder nach Hause zu fahren. Wir nahmen uns drei Tage Zeit, um zurück nach München zu kommen, inklusive einiger Wanderungen, eines weiteren netten Campingplatzes an einem Fluss (einschließlich einer Balkan-Beats-Party am anderen Ufer, zu der wir leider nicht eingeladen waren) und viel Zeit mit dem besten vierbeinigen Reisepartner.

Schlusswort

Rückblickend war es eine weitere großartige und einzigartige Erfahrung mit unserem Defender. Die Herausforderungen auf dem Weg machen das Abenteuer nur noch intensiver. Unsere Lektion für die nächste Reise ist jedoch: Wir sollten uns nur auf ein Land konzentrieren und es gründlich erkunden. Wir haben Bosnien auf unserer Liste und werden für eine komplette Rundreise zurückkommen, um dieses faszinierende Land zu erkunden. Bis dahin – keine Paprika-Gerichte mehr für uns, denke ich.

Und Pepe?! Er hat es uns wirklich leicht gemacht, ihn auf diese Reise mitzunehmen. Er hat die erste Abenteuer-Probe im Defender mit Bravour bestanden. Er liebt es, sich nach einem ereignisreichen Tag unten im Boggy einzukuscheln und seine Lebensmotto „Hauptsache dabei“ hat sich auch auf der Reise gezeigt.  Wir haben unseren Roadtrip-Lebensstil ein klein wenig angepasst, aber es war großartig, ihn bei uns zu haben, und Pepe hat sich als perfekte Ergänzung der Crew erwiesen.

Autor: Benzino | Instagram: benzino2go Website: living-unsettled